Posts Tagged 'David Gauntlett'

Über Mediengötter, Handwerkskunst und das Web 2.0

Posted by Martin Booker

David Gauntlett habe ich vor wenigen Tagen schon vorgestellt. Er ist jener englische Soziologe, der das Soziologische Quartett entworfen hat (University of Westminster, Website www.theory.org.uk, Facebook-Gruppe). Gauntlett hat aber auch ein paar gute Videos auf YouTube veröffentlicht. Da sein Gebiet der Expertise vor allem im Bereich der Medien-Soziologie liegt, und er entsprechenden Forschungsprojekten nachgeht, verwundert es nicht, dass das folgende kleine Video sich mit dem Verhältnis von Medien und Alltagsleben auseinandersetzt.

Gauntlett geht insbesondere auf die Veränderung dieses Verhältnisses durch die neuen Medien des Web 2.0 ein. War es früher nur einigen wenigen, gut finanzierten großen Anstalten möglich, die Menschen mit Nachrichten zu versorgen (den Media Gods gegenüber den Little People), kann heute jeder Mensch mit Internetzugang selbst Nachrichten produzieren. Eine Top-Down Vermittlung von Nachrichten und Wissen wurde im Zeitalter von YouTube, Wikipedia und MySpace zunehmend von einem vernetzten und dezentralisierten Austausch abgelöst.

Gauntlett argumentiert jedoch, dass dies keineswegs eine neue Erscheinung ist. Vielmehr war die Nachrichtenvermittlung durch große Institutionen historisch gesehen eine Ausnahmesituation. Die Welt von Wikipedia und Blogosphäre ist nach dieser Lesart vielmehr eine Rückkehr zu den Zeiten als noch jeder seine Geschichten auf dem Dorfplatz zum Besten geben konnte.

Englisch, 7 Minuten.

Soziologisches Quartett – Original und Imitat

Posted by Martin Booker © 2008

Die ZEIT hat vor wenigen Wochen ein – wie ich finde – witziges Quartettspiel entworfen. Chris Köver (Texte) und Peter M. Hoffmann (Bilder) lassen Kluge Denker aus Geistes- und Sozialwissenschaften gegeneinander antreten. Philosophen, Soziologen und Historiker messen sich in den Kategorien Alter bei Erstberufung, Dickstes Werk, Berühmtheit, Charisma, Stärken und Schwächen, Besondere Fähigkeiten, Hauptwerk und Lieblingskonzept. Habermas sticht Bourdieu, Hannah Arendt sticht Judith Butler. Ein witziger Zeitvertrieb, den man hier in einer ZEIT-Bildergalerie besichtigen kann.

Die ZEIT kann allerdings keineswegs als Erfinderin dieser Art von Quartett gelten. In den Jahren 2000/2001 hat der englische Soziologe David Gauntlett (University of Westminster, Website www.theory.org.uk, Facebook-Gruppe) bereits ein ähnliches Spiel entworfen. Er hat zunächst 12 Karten mit kurzen Texten zu dem jeweiligen Wissenschaftler oder der jeweiligen Forschungsrichtung geschrieben und die Stärken und Schwächen aufgelistet. Welche Karte die andere sticht, müssen die Spieler in offener Diskussion entscheiden. Dazu kamen zahlreiche bootleg cards, die von Fans entworfen wurden und allesamt auf dieser Seite heruntergeladen werden können. Das Spiel ist in der englischsprachigen Welt ein großer Erfolg, die Website erhält nach Angaben Gauntletts pro Monat etwa 35.000 Hits. Eine erweiterte Version des Kartenspiels ist in vielen Buchläden des Königreichs oder im Internet erhältich. Wäre auf jeden Fall korrekter gewesen, wenn die Herren der ZEIT auch auf das Original verwiesen hätten.

Und so läuft das Spiel schließlich:

“[The players] discuss who has got the best characteristic in [the given] category, for example:

The Giddens risk, “Misguided postmodernists may attack” is preferable to the Butler weakness “increasingly impenetrable writing style”. (It doesn’t matter if some postmodernists misunderstand your argument and slag you off. But if no-one can understand your argument in the first place, that’s bad). So here, when comparing Weakness/Risks, the player with the Giddens card wins (unless someone else’s card beats theirs).

The Foucault strenght, “Model of power innovative and realistic” is better than the Psychologists strenght, “Resistance to Postmodern self-doubt”. (Self-belief isn’t much of a contribution to the world, but good ideas are). So here, when comparing Strengths, the player with the Foucault card wins (unless someone else’s card beats theirs).”

Na, wenn das keinen intellektuell anspruchsvollen Spieleabend verspricht!

Bilder: www.theorycards.org.uk


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